Kunstblut by Schüller Martin

Kunstblut by Schüller Martin

Autor:Schüller, Martin [Schüller, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863580117
veröffentlicht: 2013-12-21T23:00:00+00:00


VIER

Sechs Stunden Schlaf brauche ich selten, aber in dieser Nacht schlief ich wie ein Stein. Um sieben joggte ich am Rheinufer nach Norden bis zum Lörricker Sporthafen und wieder zurück. Nach der Dusche fühlte ich mich wie neugeboren. Ich frühstückte kurz und versuchte zum wiederholten Male, Friedel Hausmann zu erreichen, aber wie zuvor meldete sich nur sein AB. Ich holte den Quattroporte aus der Tiefgarage und fuhr zum Jürgensplatz.

Fahrenbach hatte weder gejoggt noch sechs Stunden geschlafen, und falls er sich irgendwie frisch fühlte, war es ihm nicht anzusehen.

»Drei Tote: der OB, die Toussaint und der Täter. Fünfzig Verletzte, davon acht mit Schusswunden, der Rest mit Rauchvergiftung oder durch die Panik.« Er wollte sich eine Zigarette anzünden, entdeckte aber eine halb gerauchte, die im Aschenbecher vor sich hin qualmte. »Wir haben achtunddreißig Geschosshülsen gefunden, er hatte zwei Magazine, das zweite ist er noch zur Hälfte los geworden. Wir haben tatsächlich Glück gehabt. Die meisten Schüsse hat er auf die Stahlplatte abgefeuert.«

»Dahinter stand van Wygan«, sagte ich. »Haben Sie den schon interviewt?«

»Er ist verschwunden. Bei seinen offiziellen Adressen macht keiner die Tür auf. Keiner weiß, wo er steckt. Heute schon Zeitung gelesen?«

»Hab ich mir gespart.« Ich konnte mir vorstellen, wie die Schlagzeilen aussahen. Fahrenbach zog die BILD aus dem Papierkorb.

»›Akademie-Massaker: OB tot!‹« las er vor. Resigniert warf er das Blatt zurück an seinen Platz.

»Swann könnte auch Wolter und Schwarzenberger umgebracht haben«, sagte ich.

»Schön wär’s. Wir arbeiten dran. Aber …« Er verstummte und sog den letzten Rest Rauch aus dem Stummel zwischen seinen Fingern.

»Sprechen Sie doch weiter.«

Er kniff die Augen zusammen, bis sie von den vorgelagerten Fettwülsten fast versteckt wurden.

»Ich werde den Teufel tun und mich vorzeitig festlegen«, blaffte er. »Nicht mal Ihnen gegenüber. Wieso sind Sie gestern Abend nicht dageblieben, wie ich Ihnen gesagt habe?«

»Ich muss unter Schock gestanden haben, Herr Hauptkommissar.«

»Natürlich.« Er winkte ab und fummelte eine Zigarette aus der Packung. »Haben Sie was von Friedel Hausmann gehört?«

»Er geht nicht ans Handy.«

»In den Krankenhäusern ist er auch nicht. Wenn er auftaucht, soll er sich melden. Gehen Sie nach nebenan und suchen Sie sich jemanden, der Ihre Aussage aufnimmt.«

Ich stand auf.

»Ach übrigens«, sagte Fahrenbach, als ich schon an der Tür war, und sein Ton verriet mir, dass er nicht ohne Absicht gewartet hatte, bis ich stand. »Pollacks alter Freund Freddy hat gestern spät bei ihm angerufen. Er wollte wissen, ob und was Sie mit Wolter und seiner Witwe zu schaffen haben. Pollack hat ihm gesagt, dass wir das auch gern wüssten«, fuhr er fort und verkniff sich nur halbherzig ein böses Grinsen. »Sie wissen, dass die Wolter verschwunden ist, Kant?«

»Ja«, sagte ich. Es hatte kaum Zweck, das zu leugnen. »Ich war gestern Abend mit ihr verabredet. Sie ist nicht gekommen. Am Telefon schien sie besorgt, deshalb habe ich mich bei Freddy nach ihr erkundigt.«

»Warum wollten Sie sich treffen?« Sein Blick war lauernd.

»Sie hatte Informationen für mich, sagte sie.«

»Welcher Art?«

»Das weiß ich nicht.« Was der Wahrheit sehr nahe kam.

Er starrte mich an wie die Schlange eine Ratte, von der sie weiß, dass sie zu groß ist.



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